Die Stadt Freiburg im Breisgau hat die Wahl zum Migrantinnenbeirat bisher als Brief- und Präsenzwahl durchgeführt. Um den Zugewanderten den Weg zur Stimmabgabe zukünftig zu erleichtern, sollte die Briefwahl im Jahr 2025 durch eine Online-Wahl ersetzt werden. Hierfür wünschte sich das Wahlamt eine Plattform, auf der die Wählenden den Wahlvorgang in zwölf unterschiedlichen Sprachen durchlaufen können. Als einziger Anbieter am Markt nahm Electric Paper die Herausforderung gerne an.
Der Migrantinnenbeirat der Stadt Freiburg im Breisgau ist ein kommunalpolitisches Gremium, das die Belange von Freiburger:innen mit Zuwanderungsgeschichte vertritt. Seine 19 Mitglieder setzen sich für zahlreiche Themen ein, die für Migrant:innen von Interesse sind – unter anderem für soziale und politische Partizipation, Bildung und Antidiskriminierung.
Die Wahl zum Migrantinnenbeirat findet alle fünf Jahre statt. Wahlberechtigt sind in erster Linie ausländische Bürger:innen ohne deutschen Pass, die seit mindestens sechs Monaten mit Hauptwohnsitz in Freiburg gemeldet sind. Auf Antrag können aber auch deutsche Staatsangehörige mit Migrationshintergrund an der Wahl teilnehmen.
Im Wahljahr 2025 waren knapp 37.000 Personen wahlberechtigt, wobei jede:r Wähler:in bis zu 19 Stimmen abgeben konnte, verteilt auf 36 Bewerber:innen. Wählen konnten die Migrant:innen entweder an einem einzigen Tag in einem von vier Wahllokalen oder innerhalb eines vierwöchigen Zeitraums per Online-Wahl.
Abbau von Hürden angestrebt
Die Durchführung einer Online-Wahl hat die Stadt Freiburg 2025 zum ersten Mal ins Auge gefasst. Die elektronische Stimmabgabe über eine Internetplattform sollte die relativ komplizierte Briefwahl ersetzen, die für die ausländischen Staatsangehörigen bisher eine hohe Hürde dargestellt hatte.
Ziel war es, die Sprachbarriere zu senken und den Ablauf der Stimmabgabe zu vereinfachen, um so eine möglichst hohe Wahlbeteiligung zu erreichen.
erläutert Michael Haußmann, Leiter des Wahlamts bei der Stadt Freiburg.„Selbst Deutschen fällt es ja schwer, bei einer Briefwahl diese vielen Formulare richtig auszufüllen und das Amtsdeutsch zu verstehen. Für Migrant:innen, die sich mit der deutschen Bürokratie noch nicht so gut auskennen, ist das natürlich noch komplizierter und abschreckender. Da habe ich mir gedacht: Das machen wir dieses Mal anders“,
Wahlkabine in 12 Sprachen gewünscht

Gefordert war ein Online-Wahlsystem, das eine mehrsprachige Darstellung der Inhalte erlaubt. In Zusammenarbeit mit den Dolmetscher:innen der Stadt sollten alle Texte übersetzt und auf der Benutzeroberfläche der digitalen Wahlkabine in zwölf Sprachen zur Verfügung gestellt werden – darunter Ukrainisch, Arabisch, Russisch und Persisch. Ihre jeweilige Muttersprache sollten die Migrant:innen während der Wahl über ein Menü auswählen können.
Zudem war eine selbsterklärende Nutzerführung gefordert, die die Wählenden zu Hause intuitiv durch die Stimmabgabe leitet. Damit sollte der Wahlvorgang auch für Menschen ohne besondere digitale Vorkenntnisse möglichst eigenständig durchführbar sein.
Projekt erforderte Speziallösung
Aufgrund der Mehrsprachigkeit war von vorneherein klar, dass die passende Lösung kein Out-of-the-box-System sein kann. Gesucht war daher ein Anbieter, der bereit ist, die nötigen Anpassungen an der Standardsoftware vorzunehmen.
berichtet Michael Haußmann.„Letztendlich war Electric Paper der einzige Dienstleister am Markt, der diese Flexibilität mitbrachte. Nach kurzem Überlegen hat man uns angeboten, die technische Realisierung der Sonderlösung zu übernehmen“,
Darüber hinaus punktete Electric Paper mit modernster Technik, die den gesetzlichen Bestimmungen des deutschen Behördensystems entspricht. Das uniWAHL Online-Wahlsystem (OWS) bietet nicht nur moderne Verschlüsselungsmethoden für eine anonymisierte Stimmabgabe und eine datenschutzgerechte Verarbeitung. Es garantiert auch ein Höchstmaß an Sicherheit durch zuverlässige Schutzmechanismen gegen Cyberangriffe und erfüllt die Anforderungen des BSI.
Geringer Zeitaufwand für den Kunden
Die Umsetzung der Online-Wahl gestaltete sich für den Kunden zeitsparend und ressourcenschonend. Von der Konfiguration des Systems über die Gestaltung des Stimmzettels bis zur Auswertung des Wahlergebnisses lagen die meisten Arbeitsschritte in der Hand des Anbieters. Indem sich Electric Paper um die technische Umsetzung kümmerte, konnte sich das Wahlamt voll und ganz auf die Organisation der Wahl konzentrieren.
so Michael Haußmann.„Der Zeitaufwand hielt sich für uns durchaus in Grenzen. Electric Paper hat immer sehr gut vorgearbeitet und uns nur die nötigsten Aufgaben übertragen – zum Beispiel die Zulieferung der Wählerliste und der Übersetzungen“,
Auch in die Testwahlen war der Kunde involviert. Insbesondere Kolleg:innen aus anderen Abteilungen sollten den Wahlvorgang durchlaufen und beurteilen. Auf diese Weise ließ sich am besten einschätzen, ob die Texte verständlich und die Funktionen intuitiv bedienbar sind.
Reibungslose Live-Wahl
Gemäß der guten Planung und Vorbereitung lief die Live-Wahl schließlich ohne jegliche Komplikationen ab. Die Sorge der Wahlleitung, ob die Wählenden mit der digitalen Lösung wohl gut zurechtkommen würden, erwies sich als unbegründet.
freut sich Michael Haußmann.„Im Vorfeld hatten wir uns schon gefragt, ob bei unserer Hilfe-Hotline wohl viele Anrufe eingehen würden. Doch das war gar nicht so: Wir mussten keine einzige Person durch den Wahlprozess führen. Auch sind keinerlei Beschwerden eingegangen – die Wahl ist einfach glatt durchgelaufen“,
Einloggen konnten sich die Wählenden auf der Wahlplattform mit individuellen Zugangscodes, die sie mit der Wahlbenachrichtigung zu Beginn des Wahlzeitraums erhalten hatten. Nach der Stimmabgabe konnten die Teilnehmenden ihre Angaben noch einmal überprüfen und den Stimmzettel abschicken. Damit war die Wahl so schnell und einfach erledigt wie andere Online-Vorgänge.
Transparente Zusammenarbeit
Den Start und Stopp der Live-Wahl sowie die Auswertung der elektronischen Urne führte Electric Paper im Beisein des Wahlvorstands durch. Die Erläuterungen zum Vorgehen hielt der Anbieter dabei auf einem Sprachlevel, das auch für Techniklaien verständlich ist. Auf diese Weise wurde der Wahlablauf für den Kunden transparent und nachvollziehbar.
lobt Michael Haußmann.„Die Zusammenarbeit mit Electric Paper war wirklich sehr angenehm. Wir hatten einen direkten Ansprechpartner, der uns viel Arbeit abgenommen hat, uns gut beraten hat und immer genau wusste, was wir benötigen. Das ist schon selten, da kann ich eine Bestnote vergeben“,
Ebenfalls zufrieden zeigte sich die Stadt Freiburg mit der Wahlbeteiligung. Diese lag mit 7,4 % auf dem höchsten Niveau seit dem Jahr 2000 – und das, obwohl viele Wahlberechtigte noch nicht lange in Freiburg wohnten. Zugleich wurde die Online-Wahl sehr gut angenommen: Im Vergleich zur letzten Briefwahl haben fast doppelt so viele Migrant:innen über das Internet abgestimmt. Das Wahllokal haben lediglich 370 Wähler:innen aufgesucht.

Fazit: Online-Wahl von Erfolg gekrönt
Für die Stadt Freiburg war die Online-Wahl genau die richtige Entscheidung. Mit der digitalen Lösung ist es ihr gelungen, die bürokratischen Stolpersteine für die ausländischen Bürger:innen aus dem Weg zu räumen. An die Stelle einer umständlichen, schwer verständlichen Stimmabgabe per Brief ist eine mehrsprachige Wahlplattform getreten, die die Wählenden in wenigen Schritten sicher ans Ziel führte.
Darüber hinaus reduzierte sich für das Wahlamt der Zeit- und Ressourcenaufwand. Da der Wahlsystem-Anbieter die elektronische Lösung nach Kundenvorgabe selbst konfigurierte und der Wahlleitung während des gesamten Projekts mit Rat und Tat zur Seite stand, wurde der Auftraggeber insgesamt merklich entlastet.
International erfahren, lokal engagiert

Michael Haußmann leitet seit 2020 das Informationsmanagement und Wahlamt der Stadt Freiburg mit Zuständigkeit für kommunale Statistik, Wahlorganisation und Data Governance im Smart-City-Kontext. Er ist erfahrener Wahlbeobachter für die OSZE und die EU. Seine Einsätze umfassten Kurzbeobachtungen in elf Ländern weltweit – z. B. in Aserbaidschan, Russland und den USA – sowie Langzeitmandate in Usbekistan. Zu seinen früheren Stationen zählen die Leitung der Abteilung Bevölkerung und Wahlen in Stuttgart sowie Tätigkeiten im GIS-Management und in der Entwicklungszusammenarbeit. Haußmann ist Geograph mit Zusatzqualifikationen in Statistik, Data Science und E-Government.