Die Universität Münster, eine der größten Universitäten Deutschlands, führt ihre zentralen Gremienwahlen nur noch online durch. Dabei sind die Anforderungen an die Sicherheit des elektronischen Wahlsystems und zur Gewährleistung geheimer Wahlen sehr hoch. Das Fazit nach den ersten Online-Wahlen ist positiv: Die Vorbereitung und Durchführung der Wahlen hat die Erwartungen erfüllt und der Aufwand war im Vergleich zu Präsenzwahlen deutlich geringer.
Die Universität Münster zählt mit 44.500 Studierenden, 5.470 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, 15 Fachbereichen, 120 Studienfächern und rund 30 wissenschaftlichen Zentren zu den größten und traditionsreichsten Universitäten Deutschlands.
berichtet Dr. Anne Sprafke, die Leiterin des Wahlamts an der Universität Münster.„Nach dem Beschluss des Senats vom 09.12.2020 sollten die Gremienwahlen an der Universität Münster zum Senat und zu den Fachbereichsräten in allen vier Mitgliedergruppen ab 2022 elektronisch durchgeführt werden. In der Folge wurden die rechtlichen Voraussetzungen im Landesrecht NRW und in den Wahlordnungen der Universität Münster geschaffen sowie die technischen Vorbereitungen zur Umsetzung von Online-Wahlen in die Wege geleitet. Die Gremienwahlen im Mai 2022 waren schließlich die ersten, die online durchgeführt wurden“,
Hohe Anforderungen an eine Online-Wahl
Die Onlinewahlverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen stellt hohe technische und organisatorische Anforderungen an online gestützte Wahlen. So müssen unmittelbare, freie, gleiche und geheime Wahlen gewährleistet sein. Das verwendete elektronische Wahlsystem muss den Sicherheitsanforderungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik entsprechen. Dabei geht es u. a. um den Schutz und die Sicherheit der elektronischen Systeme, um kryptografische Konzepte, Authentifizierungsmethoden, den Datenschutz für die Wählenden und dass keine Zuordnung des Inhalts der Wahlentscheidung zur wählenden Person möglich sein darf.
Nach dem Senatsbeschluss 2020 begann eine intensive Zusammenarbeit des Wahlamts mit der Uni Münster IT, um die Onlinewahlen systematisch vorzubereiten. Als technischer Partner wurde das Unternehmen Electric Paper Informationssysteme ausgewählt.
erläutert die technische Wahl-Administratorin Ina Gante Gaspar die Entscheidung.„Die Universität Münster hatte bereits gute Erfahrungen mit der uniWAHL-Software und der verlässlichen Kundenbetreuung von Electric Paper. Für die zusätzliche Open-Source-Komponente Online-Wahlsystem, OWS, sicherte Electric Paper vertraglich zu, dass sie die BSI-Kriterien erfüllt. Daher fiel die Wahl auf uniWAHL OWS“,
87 verschiedene elektronische Stimmzettel
Durch die Größe der Hochschule mit über 46.000 Wahlberechtigten war die Wahlvorbereitung anspruchsvoll. Zusätzlich wurde sie durch die Anzahl der gleichzeitig zu wählenden Gremien – Senat und 15 Fachbereichsräte -, den vielen Wahlvorschlägen (Listen) und durch die Zuordnung der Wahlberechtigten zu den verschiedenen Wahlkreisen auch sehr komplex. Daraus ergaben sich 87 verschiedene elektronische Stimmzettel.
beschreibt Ina Gante Gaspar, technische Wahl-Administratorinder Uni Münster IT die technische Lösung.„Durch das technische Verfahren musste sichergestellt werden, dass alle Wahlberechtigten in der Online-Wahlkabine je nach ihrer Wählergruppe nur ihren individuell passenden Stimmzettel erhalten. So wurde beim Öffnen der Wahlseite anhand des Wählerverzeichnisses zunächst geprüft, ob die Person wahlberechtigt ist. Nach Bestätigung der eidesstattlichen Erklärung, einer kleinen Programmierung der Uni Münster IT, wurde die pseudonymisierte Kennung des Wählers (sog. „salted Hashes“) an die Wahlsoftware übergeben, um direkt die passenden, digitalen Wahlunterlagen in der Online-Wahlkabine zu erhalten“,
Aus Sicherheitsgründen befand sich das Verzeichnis der Wahlberechtigten auf einem Server der Universität Münster und getrennt davon das Online-Wahlsystem mit der Online-Wahlkabine in einem zertifizierten Hochsicherheitsrechenzentrum der Deutschen Telekom. So hatte Electric Paper als Dienstleister keinen Zugriff auf die Liste der Wahlberechtigten und konnte auch keine Rückschlüsse auf die Wahlentscheidung ziehen.
Bewährte technische Umsetzung
Die genutzte uniWAHL-Software bietet zur Wahlvorbereitung bereits einen kompletten Organisationsrahmen für die Verwaltung von Kandidierenden und Wählerlisten sowie für die Erzeugung wichtiger Dokumente wie Bekanntmachungen und Stimmzettel. Zusätzlich liefert die Open-Source-Komponente des Online-Wahlsystems eine inzwischen bewährte technische Lösung für die Online-Wahl.
verdeutlicht Ina Gante Gaspar.„Die Zusammenstellung der Wählerliste ist für uns bei der Vorbereitung von Wahlen immer eine Herausforderung. Hier gibt es allerdings keinen Unterschied zwischen einer Präsenzwahl und einer Onlinewahl. Spezifisch für die elektronische Wahl ist dagegen die technische Umsetzung nach den komplexen Anforderungen einer Online-Wahl“,
Sie nennt insbesondere das Verfahren, wie die Wählenden von der Intranet-Wahlseite der Hochschule zur Online-Wahlkabine auf dem externen Server weitergeleitet werden. Demnach wird durch einen sogenannten SmartLink technisch ein temporärer Schlüssel erzeugt, der das Wahlverzeichnis nur für eine kurze Zeit mit der Online-Wahlkabine verbindet. Dabei werden die Wählerkennzeichen pseudonymisiert und verschlüsselt übertragen. Dieser SmartLink wurde von der IT der Universität Münster selbst eingerichtet. Bei Bedarf ist Electric Paper bei der Einrichtung behilflich.
Zur nochmaligen Kontrolle der Wahlvorbereitung wurden von der Universität Münster gemeinsam mit Electric Paper zwei Testwahlen durchgeführt. Zunächst ging es um den fehlerfreien Wahlablauf und um möglichst verständliche Online-Unterlagen. So überarbeitete Electric Paper auf Wunsch der Universität Münster noch Details wie Formulierungen, Textgrößen und Schriftarten, um die Wahl beispielsweise auch per Smartphone durchführen zu können. Außerdem wurde ein zusätzlicher Button eingefügt, damit Wählende aktiv ungültig wählen können. Schließlich wurde auch die Verweilzeit in der Online-Wahlkabine (Time Out) auf 15 Minuten hochgesetzt, um einen ungewollten Abbruch der Wahl zu vermeiden. Bei der zweiten Testwahl wurden die Abläufe nochmals intensiv überprüft und nur kleinere Anpassungen vorgenommen
Service und Support waren sehr hilfreich
betont Dr. Anne Sprafke„Wir haben bei der Vorbereitung der Online-Wahlen großen Wert auf die Transparenz des Wahlprozesses gelegt und gemeinsam mit Electric Paper eine umfangreiche FAQ-Liste für die Online-Wahlen erstellt“,
Hier wurden für die Wählenden grundlegende Fragen beantwortet wie z. B. „Wie erhalte ich Zugang zum Wahlsystem?“, „Wie erhalte ich die Wahlunterlagen?“ und „Wie gebe ich meine elektronische Stimme ab?“. Außerdem wurden Details zur Software, zum Software-Anbieter und zur Sicherheit erläutert. Zum Ende der Wahlen konnten Interessierte in einer Videokonferenz auch das Schließen des Wahlportals und die Auszählung der Stimmen online verfolgen. Lediglich auf die Sitzverteilung mussten die Wählenden anschließend noch warten.
Zusammenfassend bewertet die Universität Münster die Online-Wahl als durchweg gelungen. Durch das elektronische Verfahren konnten Zeit und Aufwand reduziert werden. So waren weniger Wahlhelferinnen und Wahlhelfer erforderlich, die Auszählung war einfacher und die Ergebnisse waren schneller verfügbar. Außerdem erfolgten die Wahlen fast papierlos und damit ganz im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie der Universität Münster.
sind sich Dr. Anne Sprafke und Ina Gante Gaspar einig.„Die gute, sehr serviceorientierte und kompetente Unterstützung durch Electric Paper war für uns sehr hilfreich. Aus dem Team des Dienstleisters war immer jemand erreichbar. Sie waren offen für unsere Wünsche und haben schnell und unbürokratisch für Lösungen gesorgt“,
Als Beispiele nennen sie die Hilfen bei den Testwahlen und die kurzfristige Korrektur von Wählerdaten oder Stimmzettelangaben rechtzeitig vor Beginn des Wahlzeitraums.
Fazit: Online-Wahlen bringen Vorteile
Zusammenfassend bewertet die Universität Münster die Online-Wahl als durchweg gelungen. Es habe keine kontroversen Diskussionen um die Sicherheit und die Transparenz der Online-Wahl gegeben und es seien auch keine Einsprüche gegen diese Form der Wahl erhoben worden.
Schließlich konnten durch das elektronische Verfahren Zeit und Aufwand reduziert werden.
zieht Dr. Anne Sprafke als Wahlleiterin ihr Fazit.„Die Online-Wahlen bringen viele Vorteile. Bisher brauchten wir viele Wahlhelferinnen und Wahlhelfer für die Betreuung der Wahllokale. Dieser Bedarf entfällt bei digitalen Wahlen. Wir müssen auch keine Stimmzettel mehr drucken, einscannen und räumlich archivieren. Die fast papierlosen Wahlen sind ganz im Sinne der Nachhaltigkeitsstrategie der Universität Münster. Außerdem erfolgt die Auszählung der Stimmen deutlich schneller und wir haben in kürzerer Zeit die Ergebnisse und können die Sitzverteilung früher veröffentlichen“,